Nachtdrift

Leipziger Literaturverlag, 2021

etwas im Fleisch, noch Stunden nach dem Schuss, wird weiter pulsieren
bis auch das vorübergeht, Erinnerung an einen Herzschlag
welches Tier, behaupteten wir, wollten wir zur Strecke bringen?
Wir machten schon immer Jagd aufeinander ineinander
ist das wirklich aus uns geworden? Eine gepökelte und abgehangene
Ration unserer Ideale, eine Luftaufnahme des Ortes von damals
an dem wir einander endlich uns selbst vergeben würden, wann bloß?
Sogar das Schreiben stirbt allmählich, meine Handschrift reißt
nach links aus, reißt mich rückw.rts zurück in jene Jahre
in deine Achsel, Bedenkzeit im Zwischenraum, wo ich eine Höhle fand
in die mein ganzes Unvermögen passte, damals habe ich es getan
aus dir und mir mit Absicht Teile eines Modellbaukastens gemacht

Übersetzungen:
Italienisch, Kameleon/Nachtroer, Ensemble, 2021
Deutsch, Nachtdrift, übersetzt von Stefan Wieczorek, Leipziger Literaturverlag, 2021
Englisch, Chameleon/Nachtroer, übersetzt von David Colmer, Bloodaxe Books, 2020
Französisch, Noctambulations, übersetzt von Kim Andringa, L’Arbre de Diane, 2019
Serbisch, Lutanje Noću, übersetzt von Nevena Ilić, Treći Trg, 2019

Auszeichnungen:
Paul Snoek Preis, 2019

Nominierungen:
VSB Poesiepreis, 2017
Ida Gerhardt Preis 2018
J.C. Bloem Preis 2018

“Ihre Poesie ist äußerst temporeich, komplex und packend. Sie saugt dich regelrecht auf und funktioniert nicht nur beim Lesen, sondern auch bei der Performance. Und doch sind ihre Gedichte auch behutsam, melodisch und abenteuerlich. Und sehr authentisch. Das ein zweiter Gedichtband so gewagt und unerschrocken sein kann, ist außergewöhnlich.”

– Jurybericht VSB-Poëzieprijs

“Die Jury war beeindruckt von der umwerfenden Art, wie die tief empfundenen nachtroeren (in etwa Nachtaufruhr) zwischen zwei Tagen gestaltet und thematisiert sind. Keine écriture artiste oder durchgetaktete Maßarbeit, sondern ein Streifzug durch und ein Herantasten an Leben in einem Zwischenraum, der im Gedächtnis haften bleibt. ”

– Laudatio Paul Snoekprijs

“Luzide, träumerische, morphologische Gewalt”

– Awatar

Performance from Nachtroer (Nacht van de Poëzie, Utrecht 2016):